Kriterien für die Stellungnahme zu weltanschaulichen Angeboten oder Gruppierungen

 

Vorbemerkung:

Im Zentrum der Recherche, Information und Beratung durch die Unabhängige Fachgruppe Weltanschauungen (UFW) steht der betroffene Mensch und die Anerkennung seines Leidens und seiner Enttäuschung im Kontakt mit einer religiösen Gemeinschaft, einer weltanschaulichen Gruppierung oder einem spirituellen Angebot.

Mit unseren Stellungnahmen und unseren Fortbildungs- und Begleitungsangeboten möchten wir ratsuchenden Menschen Hilfestellungen anbieten um sich auf dem Markt der Weltanschauungen zu orientieren und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Wir hoffen damit einen Beitrag zur Unterscheidung zwischen verantwortlichen, fraglichen oder problematischen Angeboten leisten zu können.

 

 

Positivkriterien:

  1. Unvoreingenommenes Interesse am Angebot und Praxis einer Religion oder Weltanschauung

  2. Bereitschaft zur fairen und fachlichen Auseinandersetzung mit Zielen, Inhalten, Praktiken und Methoden anderer Glaubens- und Sinnangebote

Respekt vor der Überzeugung des Anderen, sowie der Verzicht auf Vorurteile oder Überlegenheitsansprüchen auf den Hintergrund der eigenen Religion, Bildung oder Weltanschauung

  1. Toleranz gegenüber der Eigenheit und Besonderheit jeder fremden Glaubensvorstellung oder Weltanschauung

  2. Achtung vor der jeweiligen Glaubensverständnis oder der jeweiligen Weltsicht

  3. Einverständnis damit, dass niemand in der Lage ist, Gott oder das Göttliche in den Religionen vollständig zu begreifen oder gar kontrollieren zu können

  4. Zustimmung dazu, dass solange Religionen und Weltanschauungen von Menschen gelebt und gestaltet werden, sie sich auch der Kritik durch andere Menschen stellen müssen

  5. Berücksichtigung der Kult-Bedürfnis-Passung zwischen Anhängern und Angebot

  6. Verpflichtung bei unklaren Hintergründen zu fragen anstatt Behauptungen aufzustellen

  7. Berücksichtigung kultureller, sozialer und persönlicher Hintergründe eines weltanschaulichen Angebotes

  8. Bereitschaft, unsere Angebote an den uns bekannten naturwissenschaftlichen, geisteswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen auszurichten

  

 

Negativkriterien:

  1. Verletzung der Menschenrechte oder Verstöße gegen geltendes Recht z. B. Verunglimpfung und Angriffe auf Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Meinung anderer Menschen

  2. Demokratie und Staatsfeindlichkeit einer Gruppe oder Bewegung

  3. Verletzung der Persönlichkeitsrechte oder Gefährdung des Kindeswohls

  4. Erkennbare Verletzung der körperlichen Versehrtheit und des Selbstbestimmungsrechtes einer Person

  5. Verletzung des Rechtes auf Bildung und Teilhabe

  6. Behinderung der psychosozialen Entwicklung eines Menschen

  7. Einschränkung der Möglichkeit gesellschaftlicher oder politischer Mitverantwortung

  8. Ausbeutung der Anhängerschaft in psychischer und finanzieller Hinsicht

  9. Abhängigkeits- und Isolationspotenzial eines Angebotes

  10. Intransparenz von Zielen, Inhalten und Methoden

  

 

Wegberg den 13. Februar 2022

UFW Arbeitsgruppe Kriterien

(Bärbel Fischer, Günter Arnolds und Herbert Busch)